Viele Geflüchtete kommen ohne Zeugnisse oder Bescheinigungen über ihre bisherige Ausbildung in Deutschland an. Ohne Zeugnisse können sie in der Regel nicht studieren – eine Ausnahme gibt es an der Universität in Saarbrücken.
Das Präsidium der Universität des Saarlandes beschloss im Herbst 2015 ein Pilotprojekt zu starten, das die Kompetenzen Studieninteressierter in den Vordergrund stellt, nicht ihre Zeugnispapiere. Asylberechtigten und anerkannten Flüchtlingen, die ihre Zeugnisse nicht mit sich nehmen konnten, wird durch einen Eingangstest der Zugang zu einem MINT-Studium ermöglicht. MINT-Fächer sind technisch, naturwissenschaftlich oder mathematisch. Friederike Meyer zu Tittingdorf, Pressesprecherin der Universität des Saarlandes, spricht im Interview über die Chancen, die das Programm für die Geflüchteten und die Universität bietet.
Weil wir dort auch für deutsche Studenten keine Zulassungsbeschränkungen und freie Kapazitäten haben, um zusätzlich Studienanfänger aufzunehmen. Und vor allem ist dies ein Bereich, in dem Fachkräftemangel herrscht und die Flüchtlinge gute Chancen haben, in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Wir könnten noch mehr MINT-Absolventen auf dem Arbeitsmarkt unterbringen, wenn mehr von ihnen die Universität verlassen würden.
Das ist schon ein Thema. Die Abiturientenzahlen gehen zurück, der demographische Wandel im Saarland ist weiter vorangeschritten als in anderen Bundesländern, die Abiturjahrgänge schrumpfen. Wir waren außerdem eines der ersten Bundesländer, die in den letzten Jahren G8 eingeführt haben. Die Doppeljahrgänge aus dem Saarland sind jetzt schon fast mit dem Studium fertig. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir bestimmte Fächer auslasten. Flüchtlinge alleine werden nur einen kleinen Anteil ausmachen. Vielmehr geht es um internationale Studenten, die sich schon heute in viele Masterstudiengänge einschreiben, aber auch um deutsche Studenten aus anderen Bundesländern.
Wir haben versucht viel über die Medien zu kommunizieren, also über Zeitungen, Fernsehen und Hörfunk, sodass vor allem Saarländer, die bei sich Flüchtlinge aufgenommen haben oder diese in den verschiedenen Einrichtungen betreuen, von dem Projekt erfahren und es den Flüchtlingen kommunizieren können. Aber es geht auch über das Saarland hinaus, es kamen auch Interessierte aus anderen Bundesländern. Wir haben auch über die sozialen Netzwerke viele Informationen verbreitet.In den sozialen Netzwerken haben wir auch nach einschlägigen Plattformen gesucht, über die Flüchtlingshilfsprojekte kommuniziert werden.
Das Angebot hat sich schnell rumgesprochen: Wir hatten kurz vor Weihnachten dann direkt auf dem Campus eine Informationsveranstaltung, bei der der Hörsaal voll war.
Er besteht aus zwei Teilen: Der erste überprüft vor allem die Mathematikkenntnisse. Die Aufgaben haben Professoren gemeinsam mit Oberstufenlehrern entsprechend den Anforderungen des Mathematikabiturs im Saarland entwickelt. Der zweite Teil besteht aus einem Studierfähigkeitstest, bei dem zum Beispiel logisches Denken abgefragt wird.
Wer den Eingangstest mit guten Noten besteht, hat die Möglichkeit einen einjährigen Deutschkurs an der Universität zu belegen. Im Folgejahr des Deutschkurses können die Studenten dann ein Studium in den MINT-Fächern an der Uni aufnehmen.